Medienberichte

Wenn der Josef zweifelt

Adventsingen der Landeshilfe setzt auf Tradition und einen Josef, der sich viele Fragen stellt

Ein Bericht der Salzburger Landeskorrespondenz vom 28.11.2018

 

(LK) Es sind schon alle nervös und fiebern auf die Premiere der „b'sonderen Zeit“ 2018 im Mozarteum Salzburg hin.


Arūnas Pečiulis stellt heuer den Josef in den Mittelpunkt. Er holt damit auch ein Stück weit drängende Fragen der Gegenwart in die traditionelle Aufführung.

 

„Für mich sind es immer Momente echter Stille, die das gesamte Team in diese oft stressige Vorweihnachtszeit zaubert", sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.
Der Erlös des Adventsingens kommt Salzburgerinnen und Salzburgern in akuten Notsituationen zu Gute.

 

Der künstlerische Leiter Arūnas Pečiulis und Sprecherin Brigitte Trnka geben im Gespräch mit Franz Wieser (Landes-Medienzentrum/LMZ) Einblick in eine nicht alltägliche Weihnachtsproduktion und ihre persönlichen Beweggründe, die Landeshilfe zu unterstützen.

 

LMZ: Es gibt ja viele Adventsingen. Was macht die „b’sondere Zeit“ aus?

Pečiulis: Das ist einfach eine ruhige Insel in dieser Trubelzeit.

Trnka: Das Zusammenspiel von Ruhe und Tradition. Oft stellt man sich die Frage, gibt's die Adventzeit heute noch? Man fragt sich, was ist das B'sondere an dieser jetzigen Zeit. Das B'sondere ist, dass man Zeit hat zu hören, zu schauen und ein bisschen was in sich gehen zu lassen.

 

LMZ: Das Publikum wird heuer einen sehr nachdenklichen Josef erleben.

Pečiulis: Bei uns erscheint der Josef. Der wird oft vergessen. Er zweifelt an seiner Frau, an dem Kind aber trotzdem steht er zu ihr. Das schaffen wir heute oft nicht mehr, oder es fällt uns zumindest sehr schwer.

Trnka: Wie schwierig ist es zu glauben und zu sagen, der Heilige Geist oder ein Engel ist für das Kind verantwortlich? Da ist jetzt ein Kind unterwegs, obwohl man weiß, ich bin sicher nicht der leibliche Vater. Damals wie heute, so etwas Unvorstellbares anzunehmen oder als wahr hinzunehmen, selbst von jemandem, dem man vertraut, fordert uns Menschen. Ich sehe oft im Publikum, wie die Besucher bei diesen Texten reagieren, in sich gehen und selber nachzudenken beginnen.

Pečiulis: Genau, und dann kommen die Tränen im Publikum.

Trnka: Und wie oft kommen die Tränen, wie du sagst, wie oft erkennt jemand seine Situation. Ich bin überzeugt davon, es ist etwas dabei, was Menschen weiterhelfen kann und über die Aufführung hinauswirkt.

 

LMZ: Motiviert es Sie persönlich auch, weil man ja gemeinsam mit der Landeshilfe in Not geratenen Menschen auf diesem Weg hilft?

Trnka: Das ist ja auch der Sinn der Sache, für jene Menschen da zu sein, die nicht an der Sonnenseite des Lebens stehen und denen man doch zu mindestens ein bisschen helfen kann.

Peciulis: Gerade bei den Hirtenkindern merkt man das. Sie leben ja im Alltag mit Smartphone und Tablet in einer anderen Welt. Sie strengen sich an und erleben, dass sie selber für andere etwas tun können.

 

LMZ: Ist der Advent für Sie beide die schönste oder die schlimmste Zeit im Jahr?

Pečiulis: Beides, einerseits ist es sehr harte Arbeit, aber andererseits ist es die größte Belohnung, wenn das Publikum zufrieden und berührt aus dem Saal rausgeht.

Trnka: Das Strahlen der Menschen entschädigt für viel, und das Schönste ist, keiner schaut mehr auf die Uhr. Die Leute sagen oft, warum habe ich von der „b’sonderen Zeit“ nicht schon viel früher erfahren?

 

Insgesamt fünf Mal wird das Team um Arūnas Pečiulis heuer ab 8. Dezember im Mozarteum Salzburg auf der Bühne stehen. Mit dabei sein werden das Lainerhof Quintett, der Salzburger Volksliedsingkreis, der Salzburger 3Klang, die Lainerhof Weisenbläser und die Lockstoa Musi. Die Texte kommen aus der Feder von Walter Müller. Der Josef wird von Johannes Konrad, Maria von Sylvia Rohr, der Wirt von Christoph Matl und der Hirte von Hermann Strasser verkörpert. An der Harfe wird Silvia Bernegger, an der Orgel Roger Sohler und als Solosopran Christina Hartlieb zu hören sein.